Programm

 

Hier findet ihr den Zeitplan und die Teaser zu den Workshops. Es wird insgesamt 12 Workshops geben, von denen immer vier parallel stattfinden werden. Ihr entscheidet vor Ort, welche Workshops ihr besuchen wollt. Am Samstagvormittag und Sonntagnachmittag gibt es jeweils eine große Auftakt- bzw. Abschlussveranstaltung mit allen Teilnehmenden. Außerdem gibt es Freitag und Samstag Abend eine Lesung mit anschließender Kneipe.

 

In Klammer stehen die Orte, an denen die Veranstaltungsblöcke stattfinden. Um den genauen Raum für die einzelnen Workshops zu erfahren, schaut bitte ins Programmheft.

 

Im Vorfeld müssen wir für die Anmeldung nur wissen, an welchen Tagen ihr teilnehmen wollt.

 

 

Vorläufiger Zeitplan:

 

Freitag

 

Ort: Grethergelände

 

19 Uhr: Ankommen

 

20 Uhr: Lesung "...dass die Wahrheit eine Sache der Vorstellungskraft ist"

(AG Feministische Kämpfe)

 

ab 21 Uhr: Kneipe im Strandcafe auf dem Grethergelände

 

 

Samstag

 

 

10 Uhr: Eröffnungsveranstaltung

 

Begrüßung  und Vorstellung der Thesen der Tagungs-Orga-Gruppe                                                            zum Geschlechterverhältnis und Verteilung der Workshops                                                         

(Universität, Hösaal 1221)

 

11 - 14 Uhr: Workshopslot 1 (Grethergelände/Universität)

               

  •        Warum sich Gleichstellungspolitik nicht selbst überflüssig macht mit riff
  •        Kritische Männlichkeit und ihre Vermittlung mit Marc Brandt
  •        Dickendiskriminierung mit Frederike Matz und Kira Serediuk
  •        Die Herausbildung moderner Geschlechterverhältnisse im 19. Jahrhundert. Eine historische   
           Spurensuche in deutschsprachigen Zeitschriften
    mit Nina Reusch

            

14 - 15.30 Uhr Mittagspause (Essen auf dem Grethergelände)

          

15.30 - 18.30 Uhr: Workshopslot 2 (Grethergelände/Universität)

      

  •        Intersektionalität, Interdependenz und Diversity mit Christa Klein
  •        Zum Vorwurf ein Token zu sein mit Tara Falsafi
  •        "Streit" Lesung und Diskussion aus und mit outside the box
  •        Gender, Race und Class mit Kathi King                    

              

Ab 20 Uhr: Szenische Lesung "Kitik am konkreten Mann - oder: Soll man Männer als Männer
                    kritisieren?"


                    Von Lore Chevner, erschienen in Outside the Box #5, inszeniert von der Realitätenwerkstatt

                  

                   im Anschluss Kneipe, beides im Linken Zentrum

                  

                       

Sonntag

                      

11 - 14 Uhr: Workshopslot 3 (Grethergelände)

                                

  •        Materialistische Ideologiekritik mit Lotta C.
  •        About capitalism, reproductive justice and resistance mit Project Uter
  •        Feminismus und Marxismus mit Franziska Pfab
  •        Weiblichkeit als projizierte Natur - Geschlechterverhältnis in der Kritischen Theorie mit
           Carolin Cyranski                            

 

14 - 15 Uhr: Mittagspause (Essen auf dem Grethergelände)

 

15 - 18 Uhr: Abschlussdiskussion (MensaBar)

 

 

Workshops/Vorträge:

 

 

Franziska Pfab

 

Marxismus-Feminismus und die Suche nach dem revolutionären Subjekt

 

Identitätspolitik vs. soziale Frage? Darüber ist die Linke doch spätestens seit der Debatte um Neue Klassenpolitik hinweg. Alle wissen doch, das revolutionäre Subjekt trägt nicht nur Blaumann.”
Doch Vorwürfe, der Feminismus beschäftige sich nur mit kulturellen Fragen oder der Marxismus fokussiere sich ausschließlich auf Ökonomie, halten sich hartnäckig. Eine Analyse, die Feminismus und Marxismus konsequent zusammendenkt, schafft es viel zu selten ins Zentrum der aktuellen Debatten.
Dabei sollte eigentlich klar sein: eine konsequent gedachte marxistische Theorie und Praxis kann feministische Debatten gar nicht ausklammern, sondern ist durchaus in der Lage diese zu bereichern. Schon Marx formulierte den Anspruch einer umfassenden Gesellschaftsanalyse und diese muss notwendigerweise das Zusammenspiel von Ausbeutung und Unterdrückung miteinbeziehen. Dementsprechend denkt der Marxismus-Feminismus die kapitalistische Gesellschaft immer konkret und als Ganze. Frauenunterdrückung ist integraler Bestandteil des jetzigen Kapitalismus. Daraus ergeben sich wichtige Erkenntnisse über die gesellschaftlichen Kampfbedingungen und freilich auch für die berühmte Suche nach dem revolutionären Subjekt. Der Workshop möchte dementsprechend das Konzept des Marxismus-Feminismus vorstellen und argumentiert, dass dieses für eine linksradikale Theorie und Praxis notwendig ist.

Die Veranstaltung ist wohl am besten geeignet für Menschen, die sich schon über ein paar Basics in marxistischer Theorie verfügen. Ich werde aber auch versuchen die entsprechenden Grundkonzepte noch einmal aufzuschlüsseln.

 

 

Marc Brandt

 

Kritische Männlichkeit und ihre Vermittlung

 

Die männlichkeitskritischen Workshops, die ich seit mehr als 10 Jahren anbiete, setzen an mehreren Ebenen an: Selbsterkenntnis, Interaktion, Gruppenstruktur und politische Aktion. Dafür sind viele verschiedene Theorien hilfreich, sowohl queere als auch materialistische. Einige Theorien, die im universitären Wettkampf politisch eindeutig und unvereinbar erscheinen, lassen sich teils nebeneinander, teils miteinander verschränkt, gut anwenden. Dabei ist der Ansatz praxisbezogen, anstelle von Kritik im theoretischen Raum steht hier im Fokus, wie die Entwicklung antisexistischer Strategien konkret gefördert und umgesetzt werden kann. Kritische Männlichkeit verstehe ich als Hebel, der zu Dekonstruktion und Neuorganisation des Geschlechterverhältnisses beiträgt. Diese Kritik ist oft für den Einzelnen schmerzhaft, soll aber auch ermutigen. Der Verzicht auf einen heteronormativen Blick und auf einen männlich strukturierten Drang zu hohem Status erweitert den Weg zu Freundschaft und emotionaler Authentizität - und eröffnet den Weg zu einer Gesellschaft, die nicht auf Sexismus als herrschaftssicherndes Instrument angewiesen ist.

 

Zentrale Workshopstrategien bestehen darin, die eigene Sozialisation zu reflektieren, herrschaftsverdeckende Strategien transparent zu machen und alternative Handlungsoptionen aufzuzeigen. Dabei spielen auch Elemente aus der kritischen Psychologie eine wichtige Rolle, z.B. bezüglich der Verinnerlichung von Objektivierungen. Emotionen sind erklärbar, unterliegen Ursachen und materiellen Zusammenhängen. Bei der Dekonstruktion männlicher Herrschaft müssen nicht nur Diskurse, sondern auch Institutionen neu organisiert werden. Das erfordert soziale Regeln und gravierende strukturelle Veränderungen, insbesondere der Ökonomie. Auf dem Weg dorthin gibt es viele Schwierigkeiten und Widersprüche. Bessere Kommunikationsregeln oder die Kontrolle von Selbst-Präsentationen können Herrschaft verschleiern, es geht aber kein Weg an einer antisexistischen Praxis vorbei, wenn wir eine Gesellschaft aufbauen wollen, in der alle ohne Angst verschieden sein können.

 

 

Riff - Risse.im.falschen.Film

  

Warum sich Gleichstellungspolitik nicht selbst überflüssig macht – Zum  Verhältnis von Nation und Geschlecht in der BRD

 

Vor dem Gesetz in Deutschland sind „Mann“ und „Frau“ gleich. Nahezu alle Gesetze sind geschlechtsneutral formuliert. Seit Dezember 2018 gibt es einen dritten Geschlechtseintrag „divers“ sowie die Möglichkeit, die Geschlechtsangabe offenzulassen. Darauf hatte das Bundesverfassungsgericht die Politik verpflichtet – und sogar angeregt, auf die Kategorie Geschlecht ganz zu verzichten. Die Bundesregierung hat jedoch diese Möglichkeit gar nicht erst erwogen und sich schon mit der dritten Geschlechtskategorie schwer getan. Es scheint so, als ob die Politik bei all ihrer Gleichstellungspolitik „Mann“ und „Frau“ und deren vermeintlichen Unterschiede zu schätzen weiß. In diesem Workshop wollen wir mit euch diskutieren, warum – trotz rechtlicher Gleichberechtigung, Wahlfreiheit und staatlichem Gender Mainstreaming – es in der gesellschaftlichen Positionierung einen Unterschied macht, ob und wenn ja, in welches Geschlecht eine Person sortiert wird. Insbesondere werden wir den Fragen nachgehen, wie die Lage von denen ist, die als Frauen einsortiert werden, welche Rolle dabei die „deutsche Nation“ spielt, wiesich die Parteien von den Grünen bis zur AfD zur Genderfrage stellen und welchen Einfluss staatliche Regulierungspolitiken haben.

 

 

Christa Klein

 

Intersektionalität, Interdependenz, Diversity. Ein Workshop für solidarische Praxis

 

In diesem Workshop erarbeiten wir, aufgrund welcher vermuteten oder tatsächlichen, unsichtbaren oder offensichtlichen Merkmale wie etwa Geschlecht, sexuelle Orientierung, Herkunft, Hautfarbe, sozialer Status, Ausbildung, Aussehen, körperliche und geistige Behinderungen, Religion, Alter und vielen mehr Menschen in bestimmten Räumen Ausschlüsse oder Privilegierungen erfahren. Die Konzepte Intersektionalität, Interdependenz und Diversity nutzen wir dazu, die Vielfalt, die Wechselwirkungen und Überschneidungen solcher (ausgrenzenden) Erfahrungen und Ungleichheitsverhältnisse sichtbar zu machen. Wir schauen uns an, warum sie unter den Namen "Intersektionalität", "Interdependenz", "Diversity" verhandelt werden und wie wir sie für eine solidarische Praxis gebrauchen können.

 

 

Kathi King

 

Gender, “race” and class – der materialistische Feminismus von Hazel Carby

 

Wenn es um gender, “race” und class geht ist damit oft ein “Mitdenken” rassistischer und sexistischer Unterdrückungsverhältnisse im Rahmen feministischer und materialistischer Ansätze gemeint. Ob aber ein bloßes Mitdenken innerhalb dieser bestehenden Theoriegebäude genügt ist fraglich. Die marxistische Feministin Hazel Carby hat in den 1980ern eine ideologiekritische Methode entwickelt, in der diese drei Kategorien im Zentrum stehen. Sie studierte bei Stuart Hall am Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies, einem Ort, an dem zu dieser Zeit eine ganze Reihe von Wissenschaftler_innen an einer Weiterentwicklung marxistischer Theoriebildung arbeiteten. In diesem Workshop werden wir uns mit einigen Aspekten von Carbys Analyse und Schaffen befassen, in dem die Stimmen, die Kämpfe und das Werk schwarzer und migrantischer Frauen eine zentrale Rolle spielen, und das sie auch immer, in der Tradition des “organic intellectual,” als Eingriff in Debatten feministischer und antirassistischer Bewegungen sah.

 

Der Workshop richtet sich an Menschen, die schon ersten Kontakt mit Ideologiekritik als analytischem Werkzeug hatten und die sich für Geschichte und Theoriebildung schwarzer Frauen interessieren.

 

 

Tara Falsafi

 

Für immer fremd-bestimmt? Zum Vorwurf ein Token zu sein.  Eine materialistisch-feministische Perspektive.

 

Begrifflich ist ein Token ein “Zeichen” eine symbolhafte Geste. Der Ursprung des Begriffes findet sich bei Martin Luther King. In einem Artikel für die New York Times beschrieb er 1962 das Konzept des Tokenismus als eine Minimalakzeptanz von schwarzen Personen in eigentlich weiß dominierten Bereichen, um die schwarze Bewegung zu besänftigen und vermeintliche Akzeptanz für Schwarze im Generellen aufzuzeigen.

 

Der Begriff des Tokenismus erfuhr durch Forschungen von Roseboth Moss Kanter in den 1970er Jahren in einer Organisationsstudie eine neue Bedeutung. Token werde hier als eine Gruppe extremer Minderheiten beschrieben, wie etwa vereinzelte Frauen in klassischen Männerberufen.

 

Kritisiert werden in beiden Definitionen die ausbeuterischen Verhältnisse, in denen sich die sogenannten Token befinden. Es gibt die Erkenntnis, dass Ausbeutung durch Lohnarbeit gerade Frauen und nichtweiße Personen verhäuft in besonderer Härte trifft. Doch anstatt an diese Punkte anzuknüpfen und die Netzwerke zu analysieren, in denen Rassismus, Patriarchat und Kapitalismus aufeinandertreffen, fällt die Verantwortung im queerfeministischen Spektrum durch den Begriff token-hier verwendet als Äquivalent für Alibikanakinnen ohne eigenständige Meinung- auf jene zurück, welche am meisten unter diesen Umständen zu kämpfen haben: Nicht-weiße, prekär lebende Frauen.

 

Hinter diesem Konflikt steht ein politischer Kampf um öffentlichen Raum und Richtung, welchem wir uns stellen müssen. Welche Themen umfasst die “Gesamtheit” einer materialistisch- feministischen Perspektive für die Zukunft und welche Felder des Antirassismus fehlen ihr aktuell, um den Kampf um Raum und Öffentlichkeit, mit genügend Schlagkraft führen zu können?

 

 

Carolin Cyranski

 

Weiblichkeit als projizierte Natur - Das Geschlechterverhältnis in der Kritischen Theorie

Die Kritische Theorie wird aufgrund der für Individuum und Gesellschaft unentrinnbaren Fatalität ihrer Analyse von verschiedenen Seiten oft als unzureichend und exkludierend kritisiert. Die eigentlich zivilisatorische Konstruktion von Geschlecht, die auch Adorno und Horkheimer betonten, bleibt dabei oft unerwähnt. In der Dialektik der Aufklärung erzwingt die gesellschaftlich-ökonomische Notwendigkeit von Männlichkeit, ein Synonym für Triebversagung und Selbstbeherrschung, ihren Gegenbegriff in Form von naturnaher Weiblichkeit. In die Frau als Verkörperung von körperlicher sowie geistiger Schwäche wird alles verlagert, was der sich selbst stets bezwingende Mann zugleich ersehnt und verachtet. Gleichzeitig wechseln sich die Furcht und Verachtung der Frau gegenüber ab. Aufbauend auf dem von Karin Stögner herausgearbeiteten Geschlechterverhältnis in der Kritischen Theorie lohnt sich hier insbesondere der Blick auf das Bild der Prostituierten in der Gesellschaft. Laut Karin Stögner besetzt die Prostituierte eine uneindeutige, sogar widersprüchliche Position zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit. Auf dieser Grundlage kann ein vertiefender Einblick in die Dialektik des Geschlechterverhältnisses gegeben werden. Es wird herausgearbeitet, inwieweit die Dialektik des Subjekts Mann und der mystifizierten, naturbehafteten Frau nicht nur nebenbei erwähnte Exkurse der Kritischen Theorie, sondern der ihr zugrundeliegende Effekt zivilisatorischer Entfremdung sind.

 

 

 

Frederike Matz und Kira Serediuk

 

Voll Fett! Was du unbedingt über Gewichtsdiskriminierung wissen solltest

 

Was bedeutet es, dick zu sein? In diesem Workshop werden wir uns mit Körperbildern beschäftigen und einen besonderen Fokus auf dicke Frauen*körper legen. Einige unserer Themenschwerpunkte sind die Diskriminierung von dicken Menschen auf verschiedenen Ebenen, Gesundheit, fatshaming, Vorurteile und Probleme im Alltag, und warum Geschlecht bei Gewichtsdiskriminierung eine große Rolle spielt. Außerdem werden wir auch auf den Zusammenhang von Gewichtsdiskriminierung, Kapitalismus und dem neoliberalen Leistungssystem eingehen. All das wollen wir euch anhand von vielen Beispielen und persönlichen Erfahrungswerten nahebringen. Gewichtsdiskriminierung wird leider selbst in feministischen Kreisen sehr selten thematisiert und das wollen wir ändern!

 

Der Workshop wird von Frederike Matz und Kira Serediuk geleitet, die feministisch, links und selbst von Gewichtsdiskriminierung betroffen sind.

 

 

 

Lotta_C

 

Materialistische Ideologiekritik

 

Der Griff zu Marx‘ „Kapital“ liegt oft nicht nahe, wenn es um gesellschaftliche Verhältnisse wie Rassismus oder das Geschlechterverhältnis geht. Identitätspolitik vs Klassenkampf scheint einer der großen Gegensätze innerlinker Debatten zu sein.

Warum sich hingegen gesellschaftliche Verhältnisse und die dazu passenden Ideologien am sinnvollsten materialistisch erfassen und kritisieren lassen und was das überhaupt bedeutet, möchte der Workshop klären. Wir werden die Denkfigur der materialistischen Kritik vorrangig am Gegenstand des Rassismus erproben, aber hoffentlich an einigen Stellen eine Brücke zum Geschlechterverhältnis schlagen können.

 

Der Workshop soll zum gemeinsamen Diskutieren einladen! Mitreden und mitdenken sind also erwünscht und erhofft. Trotzdem wird es (möglichst) kurze Inputs in Form von Frontalvorträgen geben.

 

 

Nina Reusch

 

Die Herausbildung moderner Geschlechterverhältnisse im 19. Jahrhundert. Eine historische Spurensuche in deutschsprachigen Zeitschriften

 

Das 19. Jahrhundert gilt als eine Zeit, in der sich moderne Geschlechterverhältnisse und Geschlechterrollen im Zuge der Industrialisierung und Kapitalisierung mitteleuropäischer Gesellschaften herausbildeten. Einher mit der kapitalistischen Transformation der Wirtschaft ging die Trennung von Produktions- und Reproduktionssphäre, von bezahlter Lohnarbeit und unbezahlter Hausarbeit. Damit bildeten sich auch neue geschlechtsspezifische Arbeitsverhältnisse aus, sowie die Festschreibung von dazu passenden Geschlechterollen: Das Ideal des männlichen Versorgers und der häuslichen Frau und Mutter entstand.

 

Das 19. Jahrhundert gilt als eine Zeit, in der sich moderne Geschlechterverhältnisse und Geschlechterrollen im Zuge der Industrialisierung und Kapitalisierung mitteleuropäischer Gesellschaften herausbildeten. Einher mit der kapitalistischen Transformation der Wirtschaft ging die Trennung von Produktions- und Reproduktionssphäre, von bezahlter Lohnarbeit und unbezahlter Hausarbeit. Damit bildeten sich auch neue geschlechtsspezifische Arbeitsverhältnisse aus, sowie die Festschreibung von dazu passenden Geschlechterollen: Das Ideal des männlichen Versorgers und der häuslichen Frau und Mutter entstand.

 

Im Workshop gibt es einen kurzen Input zur Herausbildung moderner Geschlechterverhältnisse im mitteleuropäischen Raum. Danach gehen wir auf Spurensuche in verschiedenen deutschsprachigen Zeitschriften aus proletarischen wie bürgerlichen Kontexten des 19. Jahrhunderts und schauen, wie dort Geschlecht hergestellt und verhandelt wurde.

 

Der Workshop richtet sich an alle, die Lust haben, sich mit Geschlechtergeschichte auseinanderzusetzen und in alten Zeitschriften zu stöbern. Es sind keine Vorkenntnisse nötig. Der Workshop findet auf deutsch statt und auch die Quellenmaterialien sind auf deutsch. Ihr solltet Lust und Bereitschaft mitbringen, ein bisschen zu lesen. Manche, aber nicht alle der Zeitschriften sind in Fraktur geschrieben.

 

 

 

 

Lesungen/Präsentationen:

 

 

 

Lesung und ausführliche Diskussion mit outside the box

 

Ruhe gibt es nicht, bis zum Schluß“

 

In einer Lesung stellen zwei Redakteurinnen die Ausgabe #5 zum Thema „Streit" vor. Sie gehen darin auf die Geschichte feministischer Auseinandersetzungen ein, loten das Verhältnis von Weiblichkeit und Aggression aus und fragen danach, wofür es sich (als Frauen*) zu kämpfen lohnt – was im Anschluss gerne ausführlich diskutiert werden darf. Mehr Infos zur Zeitschrift unter: www.outside-mag.de

 


Lesung und Diskussion mit: der AG Feministische Kämpfe (FAU Dresden)

„… dass die Wahrheit eine Sache der Vorstellungskraft ist.”

 

Wir leben nicht gerade in utopischen Verhältnissen. Die AfD und Pegida wollen den Menschen ein konservatives Familienbild aufzwingen, sog. ‚Lebensschützer‘ demonstrieren immer wieder für ein komplettes Verbot von Abtreibung. Sexualität, Familienstrukturen, Kindererziehung sollen sich an starren

Geschlechterrollen orientieren. Über die Auseinandersetzung mit diesen Haltungen kommen wir oft gar nicht dazu, darüber nachzudenken, wie eigentlich eine Gesellschaft aussehen könnte, in der Geschlecht

keine Rolle spielt, oder in der Geschlecht ganz andere Rollen spielt.

Wer kümmert sich dann in welchem Maß um Arbeit, Haushalt und Kindererziehung? Müssen sich überhaupt Menschen darum kümmern? Wie werden solche Dinge entschieden? Wie leben und lieben wir? Wie sehen unsere Beziehungen zueinander aus? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit gleichberechtigtes Zusammenleben möglich ist?

 Auch Science-Fiction-Autor*innen haben sich diese Fragen gestellt und die Zukunft als Folie für Gedankenexperimente genutzt. Anhand von utopischen Romanen, wie beispielsweise ‚Planet der Habnichtse‘ von Ursula K. Leguin wollen wir miteinander darüber ins Gespräch kommen, wie dieser (noch) nicht vorhandene Ort (deutsche Übersetzung des Wortes Utopia) aussehen kann, was wir unter einem besseren Zusammenleben verstehen und wie wir dahin kommen, wenn uns die Herrschenden nun mal keinen Planeten schenken.

 

 

Szenische Lesung "Der konkrete Mann - oder: Soll man Männer als Männer kritisieren?"

 

Von Lore Chevner, erschienen in Outside the Box #5, inszeniert von der Realitätenwerkstatt

 

 

Samstagabend in einer mittelgroßen Stadt, zwei Genossinnen einer feministischen Gruppe treffen sich in der Kneipe. Das Gesprächsthema: Alltagssexismus. Zwei gegensätzliche Positionen werden verhandelt: ist eine Kritik von männlichem Verhalten im eigenen Umfeld sinnvoll und sogar notwendig? Oder wird eine Reduktion auf die Geschlechterrolle sowieso keinem Menschen gerecht und stellt nicht gleichzeitig die Fokussierung auf Privates einen Rückschritt feministischer Theoriebildung dar?

 

 

Als Realitätenwerkstatt greifen wir das großartige Streitgespräch, verfasst von Lore Chevner und der restlichen Redaktion von Outside The Box, auf um es in eigener Interpretation darzustellen.

 

Theoriebildung ohne Klassenzimmerszene! Dafür mit viel Bier, guter Musik und Unterhaltungswert.

 

Im Anschluss wird die Kneipenszene fortgeführt und alle sind eingeladen an diesem Thema oder einem anderen weiter zu diskutieren und noch mehr zu trinken.

 

 

 

 

Presentation of Projekt Uter - "Storytelling about the history of capitalism, reproductive justice and resistance"

 

(auf Englisch, Übersetzung möglich)

 

Among the intense mobilizations that have taken place in Spain in recent years, a”debate” about abortion seemed necessary and liberating to us. We considered addressing the issue using a graphic narrative, leaving aside the written language, so the work could turn into a useful communication tool that would allow us to work on a very historic and universal topic that is still taboo around the world.

 

Aiming to create a mural that favored communication, we began to collect different people’s stories told orally, to engage in dialogue with them and generate conversations. Some stories turned into anecdotes that appear translated into metaphors in the final drawing. Others helped to frame the issue to gain perspective, to problematize the issue. Just like the Beehive Collective does, we reclaim oral transmission of stories and the creation of images that need to be assimilated slowly. Also, we use animals to represent people’s stories. If you look carefully, you’ll see how most of the names of animals that appear in the poster are used to insult women, specially in the spanish language. They suddenly became the heroines of this story, so we can reaproppiate those words in an empowering way

 

We want to share this project and the process that made it by organizing presentations in which we tell the stories behind this mural. This zine is a written version so folks can take it home with them and explore the image more thoroughly. We are always open and flexible to feedback and new ideas and contributions.

 

https://projecteuter.wordpress.com/